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Autorenkommentar
Klaus Schmidt (1953 – 2014) war Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Erlangen. Er leitete für das Deutsche Archäologische Institut die Ausgrabung am Göbekli Tepe in Südostanatolien nahe der syrischen Grenze.
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Klaus Schmidt (1953 – 2014) war Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Erlangen. Er leitete für das Deutsche Archäologische Institut die Ausgrabung am Göbekli Tepe in Südostanatolien nahe der syrischen Grenze.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (21. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406688063
ISBN-13: 978-3406688065
Größe und/oder Gewicht:
14,6 x 2,5 x 22,1 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
5.0 von 5 Sternen
8 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 65.129 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Jedem, der an der Vorgeschichte der Menschheit interessiert ist, sei dieses Buch allerwärmstens empfohlen. Egal, ob man nur an der mesolithischen/neolithischen Kultur Mesopotamiens oder ganz allgemein an dieser Zeitspanne des Seßhaftwerdens interessiert ist: Göbekli Tepe von Klaus Schmidt vermittelt Einsichten in eine neusteinzeitliche Hochkultur, von der man nicht glaubte, dass sie existiert haben könnte. Dabei vermeidet der Autor jegliche Spekulation und Effekthascherei und vermittelt präzise Fakten, übrigens immer auch mit erklärenden Anmerkungen zur Fachterminologie, sodass das Buch auch für Nicht-Fachleute ein Vergnügen ist. Dazu trägt auch die Einführung in die Geschichte der Region und in die Forschungsgeschichte bei. Bei diesem Buch gibt es nur etwas, das zu bedauern ist, nämlich dass aufgrund des frühen Todes von Klaus Schmidt keine Fortsetzung zu erwarten ist. Er hat großartige Arbeit geleistet.
Eine revolutionär alte TempelanlageAutor ist der leider schon verstorbene Archäologe, der die Ausgrabungen geleitet hat
Göbekli Tepe ist ja auch heute noch der geheimnisvolle Ort einer vorgeschichtlichen Steinzeitkultur, die mit wesentlich mehr überrascht, als irgendwelchen Megalithen. Klaus Schmidt, der in seinem Buch selbst die Bezeichnung "Tempel" tunlich vermeidet, breitet auf den ersten 100 Seiten zunächst ein weitgefasstes Kompendium über alle möglichen Ausgrabungsorte in Kleinasien aus, von Catal Höyük bis Jericho. Das mag für manche Leser vielleicht anfangs etwas zuviel "Vorgeplänkel" sein, aber es ist gut, dass Schmidt so verfahren ist: Anders wäre es dem wirklich interessierten Leser kaum möglich, Sinne und Gedanken für diesen unerhörten Ausgrabungsort Göbekli Tepe angemessen zu schärfen.Göbekli Tepe ist gewissermaßen ein missing link zwischen den bekannten mittelsteinzeitlichen Jäger- und Sammlerkulturen samt ihren Höhlen und aufgefundenen Biwak-Plätzen und den frühesten Kulturen der sesshaften Bauern, aus denen schließlich die mesopotamischen Hochkulturen hervorgingen. In Göbekli Tepe überrascht die Erkenntnis, das eine noch nomadisierende Kultur bereits feststehende Kultbauten in ausgesucht vollendeter Bautechnik und künstlerischer Ausgestaltung hervorbrachte. Umso bedauerlicher ist, dass wir dabei leider in einer Zeit vor der Erfindung der Schrift herumstochern. So sind zwar die Anmerkungen und Überlegungen Schmidts zur Religion dieser Epoche zwar hochinteressant und durch manche Analogie untermauert, aber letzten Endes nur eine vorsichtige Annäherung an ein Thema, zu dem noch viele Beweise fehlen.Das Buch ist fesselnd geschrieben, beansprucht aber den ganzen Kopf - was aber keineswegs abwertend gemeint ist. Es soll eigentlich nur heißen: Erwarten Sie in diesem Buch keinen Däniken oder Zecharia Sitchin, sondern einen faktenreich geschriebenen Führer in die bislang früheste Kultur, die vor 11.500 Jahren hochentwickeltes Bauwesen und Künstlertum zu einer staunenswerten Blüte führte.
Die erste Auflage dieses Buches erschien bereits 2006 und war die erste umfassende populärwissenschaftliche Beschreibung einer archäologischen Sensation: des Heiligtums von Göbekli Tepe. Denn der Fund dieser Anlagen veränderte unser Bild der Jäger- und Sammler-Kulturen entscheidend. Lange, bevor sie sesshaft wurden, errichteten die Menschen der Region ein monumentales Bauwerk, dessen Bauzeit Jahrzehnte betragen und dessen Ausführung Hunderte von Menschen beschäftigt haben muss. Obwohl der Platz bereits 1963 wissenschaftliche Erwähnung fand, wurde seine Bedeutung damals nicht erkannt. Erst 1994 begutachtete Schmidt zusammen mit einem Kommilitonen den Göbekli Tepe und beide erkannten ihn als künstlich aufgeschütteten Hügel.Bevor Schmidt auf Einzelheiten seiner Forschungen eingeht, bietet er dem Leser einen gelungenen Überblick über die gesellschaftliche Entwicklung der Region des sogenannten fruchtbaren Halbmonds und der angrenzenden Regionen. So erfährt der Leser schnell, dass sein Schulwissen über Jericho längst veraltet ist und dass die neolithische Revolution auch ein wenig anders abgelaufen ist, als wir es noch in der Schule lernten. Dazu gehört die Tatsache, dass manche Regionen bisher viel zu wenig beachtet worden sind: Obermesopotamien beispielsweise, das im Norden an das historische Mesopotamien angrenzt und das östliche Taurus-Gebirge umfasst. Nicht nur diese Region, sondern die gesamte heutige Türkei wurde bei den archäologischen Forschungen bisher sträflich unterschätzt. Natürlich spielten dabei auch die politischen Verhältnisse im Nahen Osten eine große Rolle. Schmidt geht neben einer Darstellung von Jericho ausführlich auf Catal Höyük ein. Seit 1993 läuft dort ein neues Projekt, das bis heute andauert. Diese Stadt (in der heutigen Türkei gelegen) hatte einen riesigen Einzugsbereich, handelte mit Obsidian und Salz und war eine wichtige kultisch-religiöse Anlage, die vor allem im 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. ihre Blüte erreichte. Dagegen begann die Geschichte des Göbekli Tepe bereits im 10. Jahrtausend v. Chr.Weitere wichtige Siedlungsplätze des frühen Neolithikums sind Nevali Cori und Gürcütepe. Alle diese Orte haben sicher den Nachteil, dass man ihre Namen schwer aussprechen kann, sofern man des Türkischen nicht mächtig ist, und dass sie keinerlei Bezug zur biblischen Geschichte haben, wie beispielsweise Jericho.Göbekli Tepe war im 10. Jahrtausend v. Chr. bereits eine hoch entwickelte Kultur mit einer sehr speziell ausgebildeten Kultpraxis. Schmidt, dem man seine Begeisterung für das Projekt beim Lesen anmerkt, beschreibt sehr ausführlich die einzelnen Etappen der Ausgrabungskampagnen und deren Ergebnisse sowie die Schlussfolgerungen, die er und sein Team gezogen haben. So erschließt sich dem Leser Schritt für Schritt die Bedeutung einer Kultstätte, die nach Meinung des Verfassers mit dem Totenkult im Zusammenhang gesehen werden muss. Gleichzeitig zieht Schmidt Vergleiche mit Stonehenge und ähnlichen Anlagen in Malta und Nordafrika.In Göbekli Tepe wurden verschiedene Tiere in die Steinpfeiler eingraviert: Füchse, Wildschweine, Kraniche, Wildesel (?), Schlangen, Leoparden (?), Insekten, Spinnen. Vollständige Interpretationen der gesamten Darstellungen stehen noch aus, sind aufgrund fehlender Schriftzeugnisse auch sehr schwierig. Zugleich zeigt der Verfasser ein weiteres Problem auf, mit dem die Archäologen zu kämpfen haben: gerne würde man in Urfa, der Stadt in der Nähe des Göbekli Tepe, einige Gebiete gründlicher ausgraben. Dort befinden sich mittlerweile jedoch heilige Stätten der heute dort ansässigen islamischen Bevölkerung. Aus Rücksicht auf deren religiöse Gefühle verzichtet man auf die Ausgrabungen – und möglicherweise auf viele wertvolle Erkenntnisse.Noch sind die Ausgrabungen am Göbekli Tepe nicht beendet und der Verfasser dieses Buches ist leider verstorben. Jedoch gehen die Arbeiten weiter und sicher wird die Kultur der hier gefundenen T-Pfeiler bald noch gründlicher bewertet werden können. Bisher wissen wir, dass es eine Kultstätte von Jägern war, die sich nach Aufgabe der Stätte zu Beginn des 8. Jahrtausends v. Chr. (das erkennt man am Ende der Bautätigkeit) von ihrer alten Kultstätte abwandten und sich in der Umgebung als Bauern niederließen.Am Ende des Buches findet sich noch eine neuere Ergänzung des Autors, wo er wichtige Funde der Grabungskampagnen 2005 und 2006 vorstellt.Das Buch ist der Beweis, dass moderne Archäologie auf unterhaltsame Weise vermittelt werden kann. Die spannende Zeitreise hin zu den frühesten Kulturstätten der Menschheit ist ein Gewinn für jeden an Archäologie und Geschichte Interessierten.Vielleicht sollte noch Eines angemerkt werden: ohne die seit den 1980er Jahren begonnene kontinuierliche Zusammenarbeit des Deutschen Archäologischen Instituts mit den türkischen Altertumsbehörden wäre Göbekli Tepe wohl noch lange unter dem Schutt der Jahrtausende versteckt geblieben.
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